Küchenhelfer.jetzt: Schreiner organisiert Hilfe für Flutopfer
Vom Einsatz im Überschwemmungsgebiet zurückgekehrt, ließen Schreiner Michael Schmitz die Bilder nicht los. Er wollte weiterhelfen und gründete die Küchenhelfer.
Eigentlich waren im Juli ein paar Tage Urlaub angesagt, aber dann kam der Einsatz im Überschwemmungskatastrophengebiet. Seit 17 Jahren ist Michael Schmitz, der in Marburg eine Schreinerei betreibt, schon für den THW ehrenamtlich im Einsatz, aber diese sechs Tage hatten es in sich. Sein Team räumte frei, barg Menschen, aber dann war es eine andere, eine eher kleine Szene, die ihm wohl am nachhaltigsten, sicher aber am folgenreichsten in Erinnerung blieb. Es war eine Mutter die ihn inmitten des Chaos fragte, wo sie denn für ihre Kinder etwas zu essen kochen könne. Am Versorgungsstützpunkt in der Mitte des Dorfes, dort gäbe es vielleicht Gelegenheit? Es ist schon schwer und umständlich genug, ohne Strom und Wasser zu leben, aber ganz ohne Küche? Denn die lagen zuhauf herausgerissen auf den Straßen.
Wo sich die meisten treffen
Zurück in Marburg war es Schmitz zeitlich als Betriebsinhaber nicht mehr möglich, nochmals, wie andere Kameraden, im Flutgebiet zu helfen, andererseits wurde er von seinem Umfeld oft genug gefragt, was es zu tun gäbe, was man machen könne. Michael Schmitz, so bezeichnet er sich selbst, ist ein Macher. Geld spenden? Das irgendwann irgendwo ankommt? Nochmals Sachen spenden, die vielleicht schon zuhauf vorhanden sind? Er wollte es konkreter, direkter, realer. Und so nahm seine Idee Gestalt an: Küchen für Flutopfer. Denn die, so Schmitz, sind in den meisten Familien der Lebensmittelpunkt. Wenn wenigstens hier wieder etwas Normalität einkehrt, man kochen kann, dann ist schon etwas geholfen. Denn während seines Einsatzes konnte er immer wieder erleben, dass da, wo die Verpflegungszelte aufgebaut waren, die Stimmung deutlich besser und freier war.
Flutopfer sollten sich einfach um eine Küche bewerben können. Diese würden dann in Marburg am Wochenende in ehrenamtlichem Engagement gebaut. Mit anschließendem Transport vor Ort wo sie, wiederum durch ehrenamtliches Fachpersonal, montiert werden würde – so die Ausgangsidee.
Eine Idee wächst und wächst
Auch im beruflichen Umfeld stieß er auf große Resonanz. Nach der Vorstellung der Idee auf einer Innungsversammlung wurde ihm sofort Unterstützung zugesichert. Und so zog die Idee ihre Kreise. Lieferanten und Produzenten zögerten nicht und stellten Waren kostenfrei in Aussicht, andere Gewerke wie u. a. Maler, Elektriker, Installateure und Heizungsbauer wollen auch ihren aktiven Beitrag leisten, … die Sache wuchs und wuchs. Das alles zu koordinieren ist eine Herkules-Aufgabe, aber Schmitz ist sich sicher, dass es funktionieren wird. Schließlich engagieren sich in erster Linie Betriebe, die es ja gewohnt sind, Arbeiten aufzuteilen und abzustimmen.
Eine professionelle Homepage war zügig erstellt und die Hilfsbereitschaft blieb ungebrochen. Doch wie so oft liegt die Tücke im Detail. In diesem Fall in der deutschen Bürokratie. Als Michael Schmitz nämlich den Begriff „Spendenquittung“ hörte, war ihm klar, dass da noch etwas auf ihn zukam, denn Spendenquittungen dürfen nur von gemeinnützigen Vereinen ausgestellt werden. In der Zwischenzeit konnten aber viele bürokratische Hürden überwunden werden, ist ein Verein gegründet, ein Spendenkonto eingerichtet, die Gemeinnützigkeit wird geprüft. Wären nicht befreundete Anwälte und Notare gewesen, wären diese Hürden fast nicht zu überwinden gewesen.
Jetzt stehen alle am Start und die Bewerbungsphase beginnt. Über ein einfaches Online-Formular können sich Flutopfer um eine Küche bewerben. Anfang Oktober sollen die ersten gebaut werden, Mitte Oktober dann die erste Auslieferung. Vor der Kücheninstallation werden die Maler und Elektriker am Werk sein und für alle anderen Gewerke, die sich engagieren, wird es ebenfalls genug zu tun geben.
Bewerben können sich nicht nur Flutopfer, sondern auch Menschen mit handwerklichem Geschick, denn ob bei Bau oder Einbau – helfende Hände werden gebraucht. Und wer eher mit zwei linken Händen auf die Welt gekommen ist, aber dennoch dieses Projekt unterstützen will – der braucht auf der Seite nur ein paar Klicks zu machen und kann, wenn er mag, gleich die Patenschaft für eine gesamte Küche übernehmen.
Dieser Artikel wurde uns freundlicherweise zur von der deutschen Handwerkszeitung zur Verfügung gestellt.
Das Original finden Sie hier.
Bild: Cheyenne Reeves von Pixabay